Reportage von 1936

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Der folgende Beitrag wurde am 2.9.1936 von Lehrer Willy König in Riet fertig gestellt.

Riet im Jahr 1920

Materialsammlung

Ich habe mir die Arbeit in erster Linie als Stoffsammlung gedacht. Dazu trug ich allen erreichbaren Stoff aus den Naturverhältnissen und den Menschenleben zusammen.

Eine solche Stoffsammlung ist natürlich nicht ausschließlich für die Unterklasse zu verwerten.

In erster Linie schöpfte ich aus der Landschaft und deren Bewohnern (besonders bei alten Leuten).

Über die Geschichte des Dorfes Riet konnte ich wenig in Erfahrung bringen. Auf dem Rathaus fand ich nur eine Ortschronik, in welche seit dem Jahre 1897 laufend Einträge gemacht werden, sowie ein Gerichtsprotokoll von 1745.

Riet ist verschiedenemal in der Geschichte schwer von Bränden heimgesucht worden. So erklärt es sich, daß fast gar keine alten Urkunden und sonstige Schriften vorhanden sind. Ähnlich war es beim Pfarramt Riet. Doch konnte ich einige Aufschriebe von Pfarrer Gonser, der früher Pfarrer in Riet war, erhalten. Im Archiv des Rieter Schlosses fanden sich einige Aufzeichnungen über die Geschichte des Schlosses, jedoch wenig über das Dorf. Selbst die Oberamtsbeschreibung von 1856 weiß lediglich etwas von den Schlossbesitzern zu berichten.

Zu Hilfe nahm ich noch eine geologische Spezialkarte von Württemberg (Blatt 55).

 

Die Naturverhältnisse 1. Teil

a) Der heimatliche Boden (geologischer Aufbau und Bodengestalt)

Der Ort Riet liegt in dem tief eingeschnittenen, hier von SW nach SO verlaufenden Strudelbachtale. Die Talwände steigen ziemlich steil an. Die Markung befindet sich im Gebiet des Hauptmuschelkalks. Der den Untergrund bildende Mittlere Muschelkalk tritt nirgends zu Tage.

Die Talaue besteht aus einer Aufschüttung tonigen, lehmigen Schwemmlands (Alluvium).

Die Aufschlüsse an den ziemlich steilen Hängen ergaben folgendes:

Von der Talsohle (250 m) aufwärts tritt noch eine dünne Schicht Trochitenkalk zu Tage (die jedoch rechts des Tales rund 10 m stark ist. Wahrscheinlich fällt die Schichtung von Osten nach Westen ab.

Trochitenkalk: Geschichteter, bläulicher und grauer Kalkstein, hier meist hochprozentig in knorrigen, festen Bänken mit dünnen, spärlichen Tonmergel-Zwischenlagen.

Darüber bis etwa 285 m über NN (links des Tals) Schicht der Terebratula cycloides in den Nodosus-Schichten. Harter z. T. verkieselter Kalkstein mit vielen kleinen Terebrateln. Die obersten Nodosus-Schichten nennt man - der Verwendung des Gesteins wegen - häufig die Region der Pflastersteine (Aufschlüsse an der Aurichersteige und am Kallenberg, ebenso im Heulenbergsteinbruch, der zum Rieter Kalkwerk gehört).

Blick über das Schloss zum Kalkwerk

Darüber bis in etwa 300 m Höhe findet sich: Kalkfacies Dolomitregion (sogen. Trigonodus-Dolomit).

Oben: Blaugrauer feinkristalliner Kalkstein.

Unten: Grauer, poröser, z. T. drusiger Dolomit in dicken Bänken, gelblich bis bräunlich sandig verwitternd.

Darauf legen sich ungegliederte Lettenkohlenschichten. Meist graue Letten, dazwischen graue, bräunlichgelbe Dolomite, dolomitische und reinere Kalke in Bänken von wechselnder Mächtigkeit; unten z. T. kohlige Pflanzenreste.

Das wäre in großen Zügen der geologische Aufbau unserer Landschaft.

 

Die Bodenverhältnisse

Die Bodenverhältnisse in landwirtschaftlicher Hinsicht sind deshalb noch verhältnismäßig günstig, weil ein großer Teil der Markung (besonders gegen Nussdorf, im »Überrück«, »Weiler« und »Ob dem Kallenberg«) mit einem fruchtbaren diluvialen Lößlehm (über 1 m mächtig) bedeckt ist.

Die Böden der vorher aufgeführten Schichten enthalten neben den andern, für die Pflanze wichtigen Nährstoffen vorwiegend Kalium, Calcium und Magnesium und sind teilweise mit Kalk- und Dolomitstücken durchsät.

Auffallend ist, daß sich die echten Lehmlößablagerungen mit Vorliebe an die östlichen Gehänge anlagern. Wir dürfen daraus schließen, daß vorwiegend westliche Winde und Stürme den Lößstaub mitbrachten und im Windschatten auf den nach Osten geneigten Hängen absetzten.

Zuweilen fehlt jedoch die Lehmbedeckung gänzlich oder sie ist so unbedeutend, daß die unterlagernden Gebirgsschichten einen wesentlichen Einfluß auf die Ackerkrume zu äußern vermögen. Wenn die Unterlage aus Muschelkalk besteht, erscheint ein kalkig-toniger Boden, der, in Verbindung mit den lose herumliegenden Muschelkalk-Bruchstücken der Oberfläche ein steriles Aussehen gibt. Diese Muschelkalkbrocken sind teilweise (besonders an den Talhängen) so zahlreich, daß sich durch das Sammeln und Aufhäufen dieser Steine im Laufe der Zeit große »Schüttmauern« gebildet haben.

Der steinige Kalksteinboden des der Südseite zugeneigten Talhanges eignet sich jedoch ganz gut für den Weinbau.

Der schlickige Lehmboden des Talgrunds ist sehr feinerdig und nur an den Talrändern mit eingestreuten, von steilen Hängen herabgeglittenen Gesteinsbruchstücken durchsetzt. Vorzugsweise bildet er Wiesen und Gartenland.

Auf einigen größeren Flächen der Markung lohnt sich ein Anbau nicht, einerseits weil sie sehr steile Hänge bilden, andererseits tritt sofort das Gestein zu Tage. Sie liegen im Bereich von Trochitenkalk und Nodosusschichten (»Furtberg«, » Steinbaisle«, »Heulenberg«, »Mittelsberg«). Sie bilden zusammen eine Fläche von rund 19 ha.

Besonders erwähnenswerte Aufschlüsse:

An dem von der Rieter Kirche am Westgehänge des Strudelbachtales hinaufführenden Weg (Aurichersteige): Blaugraue Brockelkalke, wechselnd mit Lumachellen und dünnen Mergelschichten der Nodosusschichten, darüber rund 5 m harter, graubläulicher bis graugelblicher, z. T. etwas dolomitiger Kalkstein bis ungefähr 285 m über NN, oberste Nodosusschichten, darüber hellgelblich, grauer mürber Trigonodus-Dolomit.

An der Felswand am Westrand des Kallenbergs: Unten rund 5 m Trigonodus-Dolomit, zunächst etwa 5 m harte graue bis graubläuliche Kalksteinschichten (der schon erwähnten Pflastersteinzone), darunter blaugrauer Brockelkalk.

Im Steinbruch des Kalkwerks graue, dolomitische Nodosusschichten (an Versteinerungen arm).

Bunter, gelblicher und bräunlicher, kalkfreier und mergliger Lehm (Tertiärbildung?) fand sich als Kluftausfüllung im mittleren Steinbruch an der Straßenbiegung östlich Riet, westlich vom »Rieterhölzle« (Nodosusschichten), ferner im Nodosussteinbruch dicht östlich der Straße Riet-Nussdorf, NW »Vogler«. Dort war 1921 auf Klüften Lehm mit Bohnerz aufgeschlossen.

Im Nodosussteinbruch an der gegenüberliegenden Westflanke desselben Tälchens auf steilen und waagrechten Klüften jüngere Ausfüllungen aus braunem Lehm mit Bohnerz und kleinen, sowie größeren kantengerundeten und scharfkantigen Bruchstücken aus Lettenkohlesandstein und Hauptmuschelkalk, meist mit Ansatz von Bohnerzrinde.

Diluvialer Kalktuff fand sich auf der Hochterrasse zwischen Riet und Rietertalsägewerk (ältestes Kalktuffvorkommen dieser Gegend).

Wie es zur Bildung dieser Gesteinsschichten kam, ist für unsere Gegend nicht charakteristisch.

An Erzen wurde, außer Spuren von Bohnerz, nichts gefunden. In den Steinbrüchen werden Bausteine gebrochen.

Im Kalkwerk wird Bau- und Düngekalk hergestellt.

 

Die Naturverhältnisse 2. Teil

b) Wasserläufe, Quellen und Brunnen

Das Tal durcheilt der verhältnismäßig wasserreiche Strudelbach, der sich vermutlich im Diluvium rückwärts sehr rasch einschnitt. Er treibt schon oberhalb Riet (Ursprung bei Flacht Kreis Leonberg) verschiedene Mühlen. Eine solche befindet sich auch hier. Daneben ist hier ein Pumpwerk, welches das Trinkwasser nach dem hochgelegenen Nussdorf befördert. Diesem Pumpwerk fließen gewöhnlich durch einen besonderen Kanal (Rinne) aus dem Strudelbach 100 Sekundenliter Triebwasser zu. Im trockenen Jahr 1921 reichte aber die Bachwasserkraft nicht mehr zur Hebung des Trinkwassers nach Nussdorf; es mußte daher zur Reserve ein Elektromotor eingebaut werden (ebenso in der Mühle).

Die am Bach wohnenden Einwohner schöpfen heute noch das Tränkwasser für ihr Vieh aus demselben. Natürlich bildet er auch einen beliebte Aufenthaltsort für Enten und Gänse.

Der beflügelte Strudelbach

Entsprechend der Durchlässigkeit des Hauptmuschelkalks sind viele der kleinen seitlichen Einschnitte des Strudelbachtales Trockentäler.

Auf der Rieter Markung ist keine Quelle, welche den Ort mit Trinkwasser versorgen könnte. Mir ist nur ein sog. »Hungerbrunnen« auf derv rechten Talseite am Ortsausgang gegen Eberdingen bekannt.

Das Rieter Trinkwasser kommt aus einer Quelle am Ortsrand des Talgrundes ca. 500 m N Eberdingen (Rieter Gemeindequelle aus alluvialen Talbildungen über Trochitenkalkklüften) 254 m NN. Sie liefert 3/4 Sekundenliter. Fassungsanlagen: Gemauerter Quellschacht. Herstellungsjahr: 1884. Die Quelle speist mehrere Laufbrunnen in Riet. Die Einrichtung einer allgemeinen Wasserversorgung ist geplant.

c) Das Klima

Das Klima ist verhältnismäßig mild und gesund (geschützte Lage im Tal). Frühjahrsfröste und kalte Nebel, als Folgen der Ausdünstung des Baches, schaden zuweilen Obst und Wein ganz erheblich. Hagelschlag kommt nicht selten vor, doch sind die meisten Besitzer gegen Schaden versichert. Durch Hochwasser wurde das Dorf geschädigt: 1896 und 1932.

d) Flora und Fauna

Pflanzen- und Tierwelt sind im allgemeinen die des Unterlandes. An Großwild sind noch Rehe, selten Wildschweine vorhanden. Eine Aufzählung wildlebender Pflanzen und Tiere würde zu weit führen.

 

Das Menschenleben 1. Teil

a) Aus der Geschichte Riets

Aus der Vorzeit des Menschen reichen die Spuren in dieser Gegend bis in die jüngere Steinzeit zurück. Im »Baurenwald« (bei dem benachbarten Hochdorf) fand man Steinbeile. - Die erste Eisen- oder Hallstattzeit (etwa 1000 bis 400 v. Chr.) hat in Grabhügeln Denkmäler hinterlassen, so zahlreiche im »Pfaffenwäldle« (spätere Hallstattperiode) und Baurenwald, vereinzelte im »Rieter Hölzle«. - In der Römerzeit gehörte diese Gegend zur Provinz Obergermanien (Römerstraße Straßburg-Pforzheim-Cannstatt). Spuren römischer Gebäude fanden sich im Nordwesten Riets. Die Siedlungen waren vermutlich landwirtschaftlich.

Riet wird schön frühzeitig in alten Urkunden genannt. Es erscheint als villa Reoth (Name wahrscheinlich soviel wie Ried - Sumpf) erstmals im Jahre 812, in welchem das Kloster Lorch hier zwei Jaucherte (Einzahl Juchart, vergl. Joch) und ein Baumgut erhielt.

Über das Dorf Riet haben wir aus dem Mittelalter wenig Schriftliches. Lediglich über das Schloss und die einstigen Schlösser sind wir einigermaßen im Bild.

Zur Zeit der Kreuzzüge, als das Rittertum sich zur vollen Blüte entfaltete, hatte das kleine Dorf Riet außer dem noch stehenden Schloss drei weitere adelige Behausungen aufzuweisen. Eine derselben befand sich an Stelle des jetzigen Pfarrhauses. Als ihre frühesten Besitzer erscheinen die Bombaste von Hohenheim. Es war bekannt, daß dieses Rittergeschlecht Güter in Aurich besaß, wo 1270 Conrad von Hohenheim das Patronatsrecht der Kirche an das Gtteshaus zu Speier gab und 1341 die Nonne Sophia von Hohenheim zu einer Frühmesse in die dortige Kirche Gülten aus ihrem Besitz in Aurich und Vaihingen stiftete.

Daß aber ein Zweig desselben in Riet saß, ergab erst ein Grabstein, der beim Umbau der Rieter Kirche unter dem Fußboden gefunden wurde und jetzt in der Sakristei eingemauert ist. Die Jahreszahl ist gänzlich zerstört, dagegen das Hohenheimsche Wappen mit der Umschrift noch schön erhalten. Letztere lautet in Übersetzung: ----- starb Hans und Trutwin von Hohenheim, dessen Seele ruhe in heiligem Frieden all hernach. Angestellte Nachforschungen führten auf Hans von Hohenheim, genannt Bombast (ursprünglich Baumbast), der vor 1456 starb und dessen Sohn Trutwin, der dem Vater bald ins Grab gefolgt sein muß. Gewidmet wurde ihnen der gemeinsame Grabstein wohl von Hansens Witwe Margarete, einer geborenen Trutwin von Vaihingen, die hier bis 1461 wiederholt in der Verketzerung »die Bomwäschdin, Bauwaschdin« und ähnlich vorkommt. Er gehört also in die Zeit um 1460, womit auch die Art der Schrift stimmt.

 

Bei diesem Anlaß ließ sich auch die Herkunft des berühmtesten Sprossen aus diesem Geschlecht aufklären, des großen Arztes und Naturforschers Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hohenheim (1493 - 1541). Sein Vater Wilhelm von Hohenheim von Riet, der 1481 in dürftigen Umständen die Universität Tübingen bezog und später Arzt in Einsiedeln war, ist der außereheliche Sohn des Wilhelm von Hohenheim, dessen Vater der Hans und dessen Bruder der Trutwin des gefundenen Grabsteines waren.

Das Geschlecht verschwindet hier erst 1556, als Franz Bombast von Hohenheim seinen hiesigen Sitz an Eberhard Brandenburger verkaufte. Es war ein freiadeliges Gut an der Stelle des jetzigen Pfarrhauses und Pfarrgartens und umfasste neben verschiedenen Gebäuden auch den anstoßenden großen Grasgarten mit einem Fischweiher, dessen Ort heute nur noch eine Bodensenkung verrät.

Von seinem Sohne Hieronymus Brandenburger, Forstmeister im Stromberg, kam es 1607 an dessen Schwiegersohn, Wilhelm von Sachsenheim, blieb aber nur kurze Zeit bei diesem einst hochberühmten Rittergeschlecht. Von Schulden bedrängt, verkaufte es Franz Eberhard von Sachsenheim schon 1626 an Jakob Eberhard von Reischach zu Nussdorf um 2500 fl. und die Reischachsche Behausung Presteneck hier; die Güter mußten nach seinem Tod seine Mutter und seine Witwe aus Not nacheinander veräußern. Letzteres war Felicitas geb. Zwickh von Castnitz, wohl eine Tochter des Württembergischen Kapitäns Johann Georg Zwickh von Castnitz, dessen Grabtafel an der Außenseite der Kirche in Eberdingen eingelassen ist.

Ein Jahrhundert hindurch saß nun auch auf diesem Gut eine Linie der Reischach, nach Jakob Eberhard erst dessen jüngerer Sohn, der schwedische Rittmeister Johann Ludwig, dann dessen Sohn Ludwig Eberhard, Falkenmeister und Obervogt in Vaihingen und schließlich Eberhard Albrecht, Generalfeldmarschalleutnant des schwäbischen Kreises und zuletzt ebenfalls württ. Obervogt in Vaihingen. Als dieser 1712 ohne männliche Erben starb, hinterließ er das Gut seiner Witwe Maria Luise geb. von Klenkh. Diese, eine äußerst energische und streitbare Dame, verkaufte es 1729 an die Witwe des Kammerpräsidenten Philipp Heinrich von Tessin zu Hochdorf um 11200 fl., wobei auch die dazugehörigen Äcker, Wiesen und Weinberge samt einem Wald inbegriffen waren. Der grosse Grasgarten am Haus war damals schon mit Bäumen bepflanzt.

Nun folgten sich die Besitzer in raschem Wechsel: Von den Tessin kaufte es 1760 der Oberstleutnant Magnus Ferdinand von Leutrum, von dessen Erben 1768 der herzogliche Kirchenrat. Damit wurde es ein Bestandteil des württ. Kirchenguts. Der Kaufbrief trägt u. a. auch die eigenhändige Unterschrift von Franziska Theresia von Leutrum, geb. von Bernardin, die bald als Franziska von Hohenheim bekannt, in der Geschichte Württembergs eine Rolle spielen sollte.

Vom Kirchenrat erwarben die Gebäude samt einem Teil des Gutes der Kammerjunker von Reischach und Müller Fakler (der Erbauer der heute noch stehenden Mühle) von hier gemeinsanm, um sie wieder an Baron Christian Friedrich Grempp von Freudenstein weiter zu verkaufen. Als sich aber später herausstellte, daß an dem damaligen Pfarrhaus nächst der Kirche (jetziger Besitzer Karl Häberle) eine Hauptreparatur notwendig geworden wäre, verkaufte der herzogliche Kirchenrat 1787 das Schlösslein samt dem anstoßenden Grasgarten wieder um 3555 fl. zurück und bestimmte jenes zur Pfarrwohnung (Das alte Pfarrhaus wurde um 750 fl. an einen hiesigen Bürger verkauft.). Als solche diente es genau 100 Jahre, dann wurde es wegen kostspieliger Unterhaltung und unausrottbarer Feuchtigkeit samt allen Nebengebäuden abgebrochen und an seiner Stelle das kleinere, freundliche jetzige Pfarrhaus erbaut (1887). Nur der Keller blieb dabei vom alten Bau erhalten. Mit dem Grasgarten war 1812 der Staatsminister Graf von Reischach für den Verzicht auf Umgeld in Eberdingen und Nussdorf entschädigt worden.

So hat denn diese Stätte schon die verschiedensten Bewohner hintereinander kommen und gehen sehen.

Wo die Straßen von Eberdingen und Nussdorf her nahe des hiesigen Dorfeingangs zusammentreffen, führt über den Strudelbach eine Brücke auf eine ummauerte Baumwiese von über 4 Morgen, die sich vom Bach bis zum jeweiligen Hang über die ganze Talbreite zieht. An ihrem unteren Ende steht jetzt am Bach das Nussdorfer Wasserwerk. Das Mauerwerk, auf welches man beim Bau des Letzteren stieß, stammt von Wirtschaftsgebäuden eines stattlichen Schlosses her, das sich unweit davon einst erhob und jetzt völlig verschwunden ist. Nur einem günstigen Zufall ist es zu danken, daß wenigstens seine Lage und Größe genau bestimmt werden können. Im Reischachschen Archiv hier fand sich nämlich ein Plan von 1717, auf dem es, damals schon Ruine, eingezeichnet ist.

Es bildete ein Viereck von 28 m Länge und 25 m Breite mit 4 runden Ecktürmen, also von ähnlicher Anlage, aber größeren Dimensionen, als das noch vorhandene Schloss. Der Weg, der rechts des Baches zum Wasserwerk führt, ging über einen gräumigen Hof gerade auf das talabwärts schauende Schlosstor zu. Noch im Jahre 1607 umfaßte die schon stark heruntergekommene Anlage außer dem Schloss selbst, das auch Roß- und Viehställe, sowie Scheunen enthielt, im Vorhof eine dreistöckige Meiereibehausung, eine große massivsteinerne Scheune, ein Back- und Waschhaus samt Badstüblein, Ställe u. a. Dazu gehörte das oben im Dorf gelegene Bandhaus mit »Köstlichem Keller«. Das Schloss hatte einen steinernen, aus 3 Röhren springenden Brunnen und eine neu aufgeführte Schneckentreppe; es war rings von einem Graben umgeben, welcher damals Karpfen beherbergte.

 

Nach einer Notiz der herzoglichen Kanzlei von 1649 hätte auch dieses Schloss früher den Rittern von Hohenheim als freiadeliger Besitz gehört. Urkundlich nachweisbar war darauf 1575 Hans Friedrich von Roth. Bald darauf muß es der Obervogt von Vaihingen, David von Helmstett, erworben haben. Von dessen Kindern kaufte es 1589 Martin von Nippenburg, dessen Familie hier seit 1479 die Hälfte des Wein-, Korn- und kleinen Zehnten besaß. Von dessen Erben erwarb es 1607 Johann Entzlin, Landschaftseinnehmer in Stuttgart. Für das ganze Gut, zu dem 97 Morgen Äcker, 12 Morgen Wiesen, 5 Morgen Weinberge, 22 Morgen Wald und einige Bodenzinse gehörten, zahlte er 8700 fl., während der Anschlag das Doppelte betrug - ein Zeichen jener unsicheren Zeit, in welche der Dreißigjährige Krieg schon seine drohenden Schatten vorauswarf!

Von Entzlins Schwiegersohn Matthäus Haug in Stuttgart kam der einst so stattliche Besitz, jetzt offenbar zum Spekulationsobjekt herabgesunken, 1627 um 8000 fl. an den Arzt Dr. Oßwald, allem nach einem skrupellosen Abenteurer. Der unstete Mann setzte einen Vetter, Jerg Schwan, als Inspektor darauf, tat aber so wenig für seinen Besitz, daß 1661 das Schloss eingefallen, die übrigen Gebäude äußerst baufällig waren. Die meisten Güter lagen wüst, der Wald war kahl gehauen, der Kaufschilling nie bezahlt, vieles von Gläubigern, den Reischach u. a., beansprucht.

In diesem traurigen Zustand übernahm 1661 Herzog Eberhard das Gut gegen Bezahlung von 2000 fl. noch darauf haftenden Schulden und übergab es, zusammen mit dem damals württ. großen Schloss, als persönliches Lehen auf Lebenszeit an ebendenselben Arzt Dr. Oßwald, der unsrem hochfürstlichen Haus viel Jahr zu Hof und sonsten treu gedient, uns auch absonderlich nützliche, gefällige und ersprießliche Dienste geleistet und noch täglich mit angelegenem Eifer erweiset, auch hierfür solches ohnabläßig zu tun und für unseren Rat und Lebmedicum sich gebrauchen zu lassen des untertänigsten Erbietens ist . Die Belehung sollte gelten von der Zeit an, als er in unseren Dienst wirklich treten wird. Offenbar hätte der Herzog den Arzt gerne wieder an sich gezogen, der einstweilen erzherzoglicher Leibarzt in Innsbruck geworden war und dem evangelischen Glauben abgeschworen hatte. Oßwald erscheint aber trotz des angebotenen Lehens nicht wieder in Württemberg.

Damit war das Los des Schlosses besiegelt. Es wurde nicht wieder hergestellt, sondern die Baumaterialien zu anderen Bauten verwendet. Der Zerfall muß rasch fortgeschritten sein; in dem genannten Plan von 1717 erscheint das Innere schon mit Obstbäumen angepflanzt. Das Gut blieb mit dem Schloss vereinigt und kam mit diesem 1709 als Lehen an die Herren von Reischach, in deren Besitz es noch heute ist.

Von dem dritten verschwundenen Schlösschen im Presteneck ist nichts mehr vorhanden.

 

Das Schloss

Das noch vorhandene Schloss:

Das Schloss im Jahr 1922

Kommt man auf der Strudelbachstraße nach Riet, so fällt einem sofort der massige Block des alten Schlosses ins Auge. Zwar ist der Eindruck des Altertümlichen ziemlich verwischt, zumal das Ganze in einen gleichförmigen Verputz gekleidet ist, der auch die massigen Teile, besonders die ganz in Stein aufgeführte Vorderfront, deckt. Aber einst bot es ein anderes Bild. Da zog sich rings um das Schloss ein tiefer, gemauerter Graben, der aus der Quelle, die jetzt Enzweihingen mit Wasser versorgt, in wenigen Stunden gefüllt werden konnte. Darüber führte eine Zugbrücke in den ummauerten Vorhof, in welchem neben einer großen steinernen Scheune und einer Stallung das zweistockige Torhaus stand, außer der Wohnung des Torwarts noch eine Pfisterei (Backofen) und eine Badestube enthaltend. Hier rauschte auch ein Röhrenbrunnen mit großem steinernem Kasten, der sein Wasser ebenfalls aus der gemauerten Quelle empfing. Auch die jetzt nicht mehr stehende Meiereibehausung über der Gasse bot ein stattliches Bild und war samt einer Scheuer ebenfalls von einem gemauerten Hofraum umgeben.

An den Berg gelehnt erhob sich seit Alters das geräumige Bandhaus mit großen Fruchtschütten und gewölbtem Keller, und am Bach stand ein Fischhaus. Dazu die beiden großen mauerumfriedeten Gärten samt einer Anlage neben dem Bandhaus - von der heute auch nichts mehr zu sehen ist - das Ganze, wenn es gut im Stand war, ein recht stattlicher Edelsitz!

Über das Alter des Bauwerks läßt sich bis jetzt nichts bestimmtes feststellen. Mindestens ins XV. Jahrhundert reicht jedenfalls zurück der steinerne Unterstock mit den 4 runden Ecktürmen. Er umschließt einen kleinen Innnenhof und enthielt neben dem großen Hausflur Stallung für 8 Pferde, Sattelkammer, Reiterstube, Vorratskammern und im Gefängnisturm ein Gefängnis, letzteres aus dem Grunde, weil die Inhaber stets die niedere Gerichtsbarkeit innerhalb ihrer Mauern auszuüben befugt waren. Die hohe Gerichtsbarkeit blieb bei Württemberg. Die beiden Stockwerke aus Fachwerk dagegen haben im Lauf der Zeit wiederholt durchgreifende Veränderungen erfahren und es ist fraglich, ob das Schloss, wie andere ähnliche Wasserschlösser, nicht ursprünglich ein massiver niedriger Steinbau war, dem die Aufbauten von Fachwerk erst nachträglich aufgesetzt wurden, in einer Zeit, da man die Rücksichten der Wohnlichkeit denjenigen der Wehrhaftigkeit voranstellte. Übrigens ist auch das Untergeschoß offenbar nicht unverändert geblieben.

Das Schloss im Jahr 1922

In einer Urkunde vom 23. Mai 1188 zählt Kaiser Friedrich Barbarossa unter anderen hohenstaufischen Hausgütern, die er seinem Sohn Konrad anläßlich eines Heiratsprojektes verschreibt, auch eine »Burg Rieth« auf. Falls darunter unser Riet zu verstehen ist (neben Eberdingen und Eselsburg), was aber nicht sicher feststeht, so müßte also damals hier eine Burg gestanden haben, und die Annahme läge nahe, daß dies - zwar wohl nicht unser Schloss selbst - aber doch ein älterer Bau an dessen Stelle gewesen wäre. Deshalb, weil damals 4 adelige Behausungen in Riet waren, lassen sich auch keine sicheren Schlüsse auf das Alter gerade unseres Schlosses ziehen.

Die ersten nachweisbaren Bewohner und Besitzer desselben waren die "Turn" und teilweise auch »Turn v. Nassgenstatt« (Oberamt Ehingen) genannt, die den Schwan mit einem Wurm (oder Hufeisen?) im Schnabel als Wappen führten. Sie saßen, spätestens seit den Tagen Eberhard des Greiners, in Riet sowie auch in Enzweihingen und Vaihingen. Möglicherweise waren hier ihre Besitzvorgänger die Ritter von Mönsheim, die von Rudolf von Habsburgs Zeit an schon mit einer Zweiglinie in Riet saßen und sich danach nannten (meist mit dem Beinamen Röfflin). In einer alten Urkunde heißt es: Am 12. November 1385 verkauften Heinrich und Berthold, die Röfflin, Gebrüder und Edelknechte in Riet, an den Grafen Eberhard von Württemberg alle ihre Rechte und Güter an Vogtei, Gericht, Zwängen und Bännen.

 

Albrecht Turn von Nassgenstatt, der Letzte seines Geschlechts, der sich bisher erwähnt fand, verkauftw am Allerheiligenabend 1446 das Schloss samt vielen Gütern und Gülten um 700 fl. an Martin Truchsess von Höfingen. ie Truchsessen von Höfingen, an welche noch heute die »Höfinger Wiesen« im unteren Tal erinnern, einst hervorragende Glieder des Schleglerbundes, waren schon vorher hier begütert (wie auch in Eberdingen, Enzweihingen und Nussdorf), hatten aber 1432 ihren hiesigen Besitz tauschweise an Württemberg als Lehen aufgetragen. Aber schon 1453 gind das Schloss wieder in andere Hände über: Die Witwe des Martin Truchsess von Höfingen brachte es als Witwengut ihrem zweiten Mann zu, dem Ritter Hans von Reischach. Ihr unmündiger Sohn aus erster Ehe, Ludwig mit Namen, später einer der ersten Studenten, dann Professor und Rektor an der neuen Universität Tübingen, wurde vom Stiefvater abgefunden.

Damit hatte hier das Geschlecht der Reischach festen Fuß gefasst. Seine Heimat und größte Verbreizung war in Oberschwaben. Es erwarb sich nun auch bald bedeutenden Besitz in Nussdorf (1468) und Eberdingen (1469). Hundertvierzig Jahre blieb das Schloss im Besitz der Reischach bis zum Tode Hans Michaels von Reischach (1593), dessen Grabstein die Eberdinger Kirche schmückt. Er hinterließ nur 2 verheiratete Töchter, welche nebst seinen anderen Eigengütern auch das Schloss Riet erbten: Anna Maria von Eyb und Anna Helena von Frankenberg. Die Erstere, früh verwitwet, verkaufte ihren Anteil an ihren Schwager Frankenberg, der ihn, offenbar nur als Scheinkäufer vorgeschoben, seinerseits sofort an den württ. Kanzler Reinhard veräußerte. Als die Witwe bezahlt sein wollte, wurde sie jahrelanh von einem an den andern verwiesen, so daß sie mit ihren unmündigen Kindern ins bitterste Elend kam und in der Verzweiflung sogar einmal den Versuch machte, das Ihre mit Gewalt zu nehmen. Um den schmählichen Handel zu enden, über dem die Witwe zuletzt früh verstarb, kaufte Herzog Johann Friedrich diese Hälfte 1619 von den Reinhard'schen Erben und 1620 auch noch die andere von Frankenberg, sodaß nun das ganze Schloss in württembergischem Besitz war.

Sofort belehnte der Herzog damit seinen Landhofmeister Eberhard zu Limpurg. Dessen Sohn mußte es aber in den schweren Kriegsläufen so stark mit Schulden beladten, daß er es nicht mehr halten konnte und 1646 darauf verzichtete. Das Pfandrecht war einstweilen von dem ursprünglichen Gläubiger, dem damals bekannten Kauf- und Geldmann Christoph Demmler von Calw schon wieder weiter veräußert worden an den Generalquartiermeister Freiherrn von Ruck und dessen in Utrecht wohnende Erben; Demmler hatte nach der furchtbaren Verwüstung Calws durch die Kaiserlichen selbst alle Mittel flüssig machen müssen.

Es blieb schließlich Württemberg nichts anderes übrig, als nach schwierigen Verhandlungen die Gläubiger zu befriedigen und das Lehen wieder an sich zu ziehen.

Herzog Eberhard III. belehnte 1661 damit den auch sonst hier begüterten Arzt Dr. Oßwald, dessen Name hier noch im »Doktorswald« und »Doktorsgarten« fortlebt. Als dieser Oßwald verschwand, bestimmte der Herzog das wieder heimgefallene Lehen in seinem Testament für seinen Sohn Johann Friedrich zum Wohnsitz. Aber auch dieser sollte sein nicht lange genießen: er fiel 1693 in Brandenburg im Duell gegen einen kaiserlichen Obersten, dem er, empört über die Ausschreitungen der österreichischen Truppen gegen das Landvolk, einen plündernden Husaren niedergehauen hatte.

Nun kam endlich das Schloss, aber jetzt als Lehen, wieder an das Geschlecht zurück, dem es früher zu eigen gehört hatte. 1709 belehnte Herzog Eberhard Ludwig damit seinen verdienten Geheimrat Georg Wilhelm von Reischach. Allerdings ein zweifelhaftes Geschenk, denn die Gebäude waren sämtlich dergestalt heruntergekommen, daß der Herzog dem Belehnten zur Bestreitung der Baukosten noch den großen Frucht- und Weinzehnten in Heimerdingen zulegen mußte. Immerhin kamen jetzt nach dem häufigen verderblichen Wechsel wieder günstigere dauernde Verhältnisse: Das Schloss blieb fortan als Lehen in der Familie der später in den Grafenstand erhobenen Reischach und ging schließlich 1875 bei der Lehensablösung in deren Eigentum über, was es vor Zeiten schon einmal war. Derzeitiger Besitzer ist Ulrich Graf von Reischach.

 

Die Kirche

Außer den Berichten über das Schloss finden sich noch solche über die am nordwestlichen Ende des Dorfes gelegene Kirche.

Ursprünglich war Riet zu Enzweihingen eingepfarrt. Im XV. Jahrhundert bestand hier nur eine Kapelle mit einer Kaplanei, an welcher eine St. Stephanspfründe gestiftet war. Sie wear eine Filiale der Vaihinger Kirche und gehörte wie diese zum Bistum Speier. Mit der Letzteren kam sie an den Deutschorden. Am 30. Mai 1492 gab der Deutschmeister von Grunbach seine Zustimmung, daß die von Riet aus ihrer Kapelle eine Pfarrkirche machen und sich von der Mutterkirche zu Vaihingen trennen durften, was schon 1487 von dem Deutschmeister Neipperg erlaubt worden war. Der erste Geistliche, dessen Namen wir noch wissen, war Johann Schwarz (1525). Er war noch katholisch. Die Reformation wurde im hiesigen Bezirk um 1535 durch Schnepf eingeführt.

Mit der ehemaligen Mutterkirche ging die hiesige Kirche im Jahr 1553, vom Herzog Christoph von Württemberg dem Deutschorden abgetauscht, an Württemberg über. 1624 - 1635, anderer Schreibweise zufgolge 1635 - 1660, war Riet wieder zu Enzweihingen eingepfarrt, um dann bis 1913 selbstständig zu sein.

Im unteren Teil des Turmes war die Kirche ursprünglich romanisch erbaut, später wurde sie in gotischem Stil umgebaut und 1772 stillos erweitert. Von der ursprünglichen Bauweise ist nur der spitzbogige Eingang geblieben. Der untere Teil des Turmes, welcher die Stelle des Chors vertritt, ist sehr alt und massiv gebaut. Der obere wird erst später aus Holz aufgesetzt. Von den beiden Glocken ist die größere 1774, die kleinere 1698 gegossen worden, eine Dritte wurde im Jahr 1790 von der Kirche auf das Rathaus versetzt. Ein steinernes Grabdenkmal im Innern der Kirche stellt eine Frau in mittelalterlicher Tracht dar, und neben ihr ein Kind, dem Sie die Rechte auf den Kopf legt. Das Denkmal trägt das Wappen der Reischach. Die Umschrift lautet:

ANO - DNI 1562 AVF DEN 27. (27. oder 21.?) STARB DIE EDEL VND DUGATSAM FRAV MARIA VON REISCHACH GEBORNE GREMPEN VON FREIDENSTEIN - DER SEL GOT GNAD

Außer dem Grabstein, welcher sich auf die Bombaste von Hohenheim bezieht, sind in der Sakristei noch zwei ähnliche Platten weingemauert. Jedoch konnte ich die (lateinischen) Inschriften nicht entziffern. Auch in der Kirchhofsmauer finden sich zwei solche Gedenksteine, folgenden Inhalts:

A D 1647 D. 2. MAI STARB DI ERBAR FRAU MAGD. SCHÖFFLIN GEB. SOLDIN. FUR GEW. GFL. REISCH. SCHAFFNERS (?) PHIL. SCHOEFFEL WITIB. DEREN SELE GOT GNADE
E. A. H. Z. W. hat diesesn Pirst-Plan durch den Friedericho Lieb von Gaisberg neu angelehnt bekommen. In der Sandgruben gen Heimertingen rhuth zur Zeit da Johan Fridrich Schwarz raisig Forstknecht war A O 1734
 

Das Dorf

Wie schon erwähnt, war über das Dorf selber und seine Bewohner wenig zu erfahren. Die Dörfler werden meist im Dienst der Schlossherren gestanden haben. Verschiedene kleine Wohnhäuschen, die an die sog. »Katen« in Norddeutschland erinnern, waren wohl die Behausungen dieser Dienstleute und Hörigen.

In der Oberamtsbeschreibung von 1856 heißt es: Leibeigene verkaufte 1423 Heinrich von Gärtringen an Württemberg und 1484 Helena Kayb, Hans von Sachsenheims Witwe, an Hermann von Sachsenheim.

Da Riet in der Nähe der alten Heerstraße Pforzheim-Vaihingen-Stuttgart liegt, wurde es häufig von Kriegswirren betroffen.

Im Krieg des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich lagerte Georg von Frundsberg 1519 bei Enzweihingen.

Im Dreißigjährigen Krieg wüteten im ganzen Bezirk Feuer, Hunger, Pest und Mord, besonders 1638 und 1648. 1629 war allem Anschein nach in Riet die Pest, denn auf der Tafel in der Rieter Sakristei, auf der alle Geistlichen mit Jahreszahl verzeichnet sind, heißt es: Pfarrer Luc. Notter starb an der Pest 1629.

Im Jahre 1676, während des zweiten niederländischen Kriegs, lagerte Ende September der Kurprinz von Sachsen mit seinen Truppen bei Vaihingen. Beim Einfall der Franzosen 1688 hielten die deutschen Truppen Anfang 1689 Vaihingen, Enzweihingen und Umgebung besetzt, während der französische Brigadier Feuquiere bei Pforzheim war. In dieser Zeit legte eine Abteilung Franzosen in Nussdorf und anderen Dörfern Feuer an. 1692 war eine viertägige Plünderung Vaihingens und Umgebung durch die Franzosen.

In einem Güterbuch aus dem Jahre 1703 heißt es:

Zuwissen daß Anno 1693 in dem feindlich, französischen Einfall und Plünderung die Riethheimer Steuerbücher nebst vihl anderer Schriftlichen Documentis zu Grund und Verlohr gangen. -----

Weiter heißt es in einer Urkunde der Waldensersammlung Mühlacker:

Vaihingen, Tabell besagend, was im Amt Vaihingen für leerer, herrenloser Häuser und Wohnungen, auch Hofstätten item öds und wüst, gleichfalls herrenloser Gantgüter sich befinden. Riet: Häuser und Hofstätten privates gehörigd 10, der Gemeinde gehörigd 3. Aecker öd und wüst seind Morgen: 15, nimmer zu bauen 15. Weinberge öd und wüst seind: Morgen 10, noch zu bauen Morgen 4 1/2, nimmer zu bauen Morgen 5 1/2. Acktum Oktober A D 1699.

Im spanischen Erbfolgekrieg hatte die Gegend Truppendurchzüge. 1707 befand sich das kaiserliche Kürassierregiment Mercy bei Enzweihingen. 1796 zog das österreichische Hauptheer unter Erzherzog Karl am 14. Juli durch die Gegend.

In den späteren Feldzügen Frankreichs gegen Österreich war Vaihingen eine Hauptetappe.

Riet war sicher durch seine Lage im Strudelbachtal im Vorteil, jedoch ist anzunehmen, daß umherstreifende Truppen und Plünderei auch dieses Dorf aufstöberten.

Im Jahr 1807 bildete Riet mit Nussdorf und Eberdingen zusammen eines der im Oberamt aufgegangenen Patrimonialämter.

Im Rieter Schloss hatte 1849 bis 1851 die Idiotenanstalt von Stetten im Remstal ihren ersten Aufenthalt.

 

Die Gerichtsbarkeit

Aus einem Rieter Gerichtsprotokoll, angefangen 1745 konnte ich einiges über die damalige dörfliche Gerichtsbarkeit, sowie über schön damals angesessene Geschlechter, entnehmen. Der Schultheis und Bürgermeister war zugleich auch Richter. Ihm standen noch einige angesehene Männer des Dorfes zur Seite.

Auf der ersten Seite des Protokolls steht folgendes:

den 20. Dezember 1745 sind die Fleckendiener wieder angenommen worden als Schütz, Kühhirt, Nachtwächter wie auch Schweinehirt. Zu einem Schützen ist angenommen worden Jörg Schrötter. Der muß 4 Jahre den Schützendienst, die halbe Nachtwacht, die Schweinhut ---. Von dem Schützendienst hat er zu heben an Geld 5 fl. (?) von jedem Bürger ein Laib Brot und eine Garbe. Zu einem Kühhürth ist angenommen worden David Winderlin. Er muß 4 Jahren die halbe Nachtwach. Davon hat er zu haben nämlich 9 fl. (?) von dem Kühhüthen hat er von einer Kuh ein Laib Brot und Dreivierling Dinkel. Von einem Kalb so auf die Stupfel geschrieben wird ein Laib Brot. Was vor Tag ausgetrieben wird den ganzen Lohn, was aber nach Tag ausgetrieben wird den halben Lohn.

Ein weiteres Protokoll:

1752 den 12. November ist ein Gerichtstag gehalten worden. So ist klagbar angebracht, daß des Johannes Kilpers Weib mit dem blosen Licht in den Stall gegangen bei der Nacht und dem Vieh gegeben und selbig Nacht so ein grausamer Wind gegangen. So ist er gerichtlich gestraft worden umb 3 Kr15 Batzen (?).

Ferner heißt es dort:

Acktum den 13. Juni 1771: ist durch den miller Kaspar Sigle, klagbar angebracht worden, daß Jakob Schlecht von hier einem Hochdorfer Bürger nahmens Michael Friz, da die beiden gemahlen mehl gestohlen habe. Ob es wahr ist daß er sich erfrecht und dem Hochdorfer mehl gestohlen. Ja, er könne solches nicht läugnen. Darauf wurde gerichtlich beschieden daß selbiger gnädigster Herrschaft 3 fl. 15 straf bezahlen solle.

Ferner klagt Albrecht Kilpper daß David Ezel, der dem H. Hauptmann von Reischach Holz gespalten, die Spannsegen mit heimgenommem, selbige auch ohngefehr ein vierteljahr behalten worauf er Bemelder Kilpper in Verdacht gekommen, solche gestollen zu haben, worauf er melde Kilpper, sich alle mühe gegeben und zu dem Ezel gegangen, nach der Säge gefragt, worauf er der Ezel geantwortet, er habe solche dem Herrmann von Enzweihingen abgekauft. Weswegen beide vor Gericht bescheiden, und den Ezel darüber ihn Verhör genommen und gefragt, ob er dem Herrmann die Segen abgekauft. nein sie gehöre dem Hauptmann von Reischach, er sei auch Willens gewesen, solche gelegentlich wieder an ihren ordt zu thun. Bescheid daß der Ezel ein halben Tag in das Zuchthäusle gesteckt werden solle.

den 16. August ist klagbar angebracht worden, daß des Schäfers im Dienst bei Michael Rapp seie in der erdt mit den Schafen zwischen die Zehntgarben hineingefahren, und geweidet, auch durch die noch stehende Einkornäcker gefahren, wesewegen derselbe vor Gricht bescheiden und auf dessen Geständnis um 1 (?) Heller mit 43 (?) zum Flecken gestraft worden.
 

Geschlechtsnamen

Damals, 1745 bis 1775, schon vorkommende Geschlechtsnamen in Riet – die heute noch vorkommenden sind kursiv geschrieben:

Ackermann, Schrötter, Wintterle, Wemmer, Holzhäuer, Feeser, Ezel, Gutscher, Kilpper, Häberle, Schneider, Schlecht, Binder, Schwartzmayer, Klingenmayer, Wimmer, Rapp, Dihlmann, Otten, Bauer, Stock, Neipp, Böhringer, Miller (Müller), Sigle, Walz

 

Aus der Chronik von 1897

1886
Erneuerung des Rathauses
1895
Erneuerung des Rathauses
1897
Am 14. Februar brannte das 5 m vom Rathaus entfernt gelegene Schafhaus ab. (Letzter Brandfall 1778)
1899
Kaisermanöver (8. September) Einquartierung eine Eskadron Dragoner. Generalstab im Ort. Am 11. .Sept. 2000 Mann einquartiert. (Kaiser und König in Hochdorf.)
1900
Am 15. Mai Schnee.
1905
Riet bekommt eine Postniederlage.
1907
Strudelbachbrücke wegen Baufälligkeit abgerissen. Neue Eisenbetonbrücke (8000 Mark)
1909
Kirche umgebaut.
1911
16. November Erdbeben. Am 30. Juli durch Hagelschlag die halbe Ernte vernichtet.
1913
20. Juli Erdbeben.
1919
Dezember: Hochwasser
1920
Maikäferplage. Straße Riet-Enzweihingen verbessert.
Abgabe an die Entente: 1 Pferd.
1920
Ökonomiegebäude des Ritterguts abgebrochen. 120 Morgen der Reischach'schen Besitzung werden an die Bürger verkauft.
1921
Kallenberg aufgeforstet.
1924
Kelter zum Schafstall wegen Baufälligkeit umgebaut. Neue Kirchenorgel. (Die aus Zinn bestehenden alten Orgelpfeifen wurden während des Kriegs abgeliefert). Verpachtung der Gemeindejagd an Frhr. von Tessin zu Hochdorf um 420,-- RM jährlich.
1925
Furtbergöde mit Forchen angepflanzt.
1926
Schulhaus instandgesetzt.
1927
Der Holzzaun um den Friedhof wird durch eine Mauer ersetzt. An der Kirche wird eine Gefallenengedenktafel angebracht. (13 Gefallene).
1928
Riet bekommt Postautoverbindung. (Vaihingen-Iptingen.) Die über 200 Jahre alte Dorflinde wird verjüngt.
1929
Ein Feldbereinigungsprojekt gescheitert.
1931
Backhaus der Gemeinde erneuert. Reicher Erntesegen.
1932
Am 16. Mai (Pfingstmontag) Wolkenbruch. Große Verwüstung. Schlechte Ernte.
1934
Die Gemeinde beschafft eine Bodenwaage. Die Schule bekommt Radioanlage.
1936
Am 29. März wird hundertprozentig für den Führer abgestimmt.
 

Das Menschenleben 2. Teil

b) Die heutigen Verhältnisse

Der Wanderer, der von Enzweihingen her die Strudelbachstraße heraufkommt, sieht anfangs von Riet außer dem Schloss, der am nördlichen Ende des Dorfes stehenden, im Jahre 1791 von Christoph Fakler erbauten, Mühle, sowie dem auf dem westlichen Berghang liegenden Kalkwerk, nur einige Dächer, denn die Häuser des ziemlich weitläufig gebauten Dörfleins (Haufendorf) stehen ganz versteckt zwischen Obstbäumen und Gärten. Die Straße biegt entlang der Schlossmauer ins Dorf ein und führt über die Strudelbachbrücke auf den »Schafplatz« (wo das 1897 abgebrannte Schafhaus stand). Schon beim Dorfeingang wird man von einigen alten Linden begrüßt. Auch auf dem Schafplatz (jetzt Dorfplatz) steht, nahe der Brücke, eine alte Linde (die Dorflinde). Unter ihr rauscht ein Laufbrunnen. Der DForfplatz wird umsäumt vom Rathaus, dem Pfarrhaus, vor dem einige riesige Kastanienbäume stehen, sowie von einigen Bauernhäusern. Jenseits des Baches befindet sich der ummauerte Schlossgarten, aus dem einige mächtige Platanen und Tannen hervorlugen.

Die »Schulgasse« führt in das hochgelegene »Oberdorf«. Auf der breiteren »Postgasse« gelangt man, am »Heulenberg« entlang, nach dem höhergelegenen Hochdorf.

Das anmutige Dörflein, das einen gewissen Ordnungssinn seiner Bewohner verrät, fügt sich sehr schön in das nicht minder schöne Landschaftsbild ein.

Zur Zeit beträgt die Einwohnerzahl Riets 272 mit rund 60 Haushaltungen. Riet hatte schon über 500 Einwohner. Im Jahre 1870 war die Schülerzahl noch 80, heute dagegen nur noch 42 (Einklassenschule).

Diese Bevölkerungsabnahme erklärt sich dadurch, daß viele jungen Leute nach auswärts ziehen, um in der Nähe oder in der Stadt Arbeit zu finden. Auch sind viele Rieter nach Amerika ausgewandert, so von den Familien Walz, Haberkern, Ezel, Kachler, Besserer, Däubel u. a. Jedoch ist in den letzten Jahren wieder ein stetiges Anwachsen der Bevölkerung zu verzeichnen.

 

Erwerbsquellen

Die Landwirtschaft ist die erste Erwerbsquelle der Rieter. Von den rund 55 Betrieben haben jedoch nur einige die Gesamtfläche von 20 bis 25 Morgen. Die meisten Rieter Bürger haben auch Grundstücke auf anderen Markungen, besonders der Enzweihinger. An landwirtschaftlichen Maschinen werden besonders Mäh- und Sämaschinen benützt. Angebaut werden an Getreide besonders Weizen, Gerste, Hafer. Roggen und Dinkel weniger, Einkorn fast nicht. Neuerdings wird auch Flachs angebaut.

An Futtermitteln außer dem Wiesenertrag werden angepflanzt: Klee, Futterwicken und Rüben (Angersen). Verhältnismäßig bedeutend ist der Zuckerrübenanbau. Die Zuckerrüben werden an die Stuttgarter Zuckerfabrik abgeliefert. Die Anbauer bekommen von dort Zucker, Samen und Kunstdünger zu günstigen Preisen.

Getreide sowie Karoffeln kommen zum Verkauf. Viele Landwirte jedoch haben nur soviel, daß sie den eigenen Bedarf decken können. Angebaut werden noch Mais (sog. Pferdszahn) und Mohn. Vom Tabak- und Hopfenanbau ist man hier abgekommen.

Die Talwiesen liefern in erster Linie Futtermittel. Ungefähr die Hälfte der Wiesen kann durch Gräben vom Strudelbach aus bewässert werden. Der Ertrag ist hier größer als von den höher gelegenen Wiesen.

Der Weinbau ist sehr zurückgegangen. Jedoch sind in den letzten Jahren wieder verschiedene Weinberge angelegt worden. Folgende Rebsorten sind die hier zugelassenen: Weißer Rißling, Sylvaner, Gutedel, Rot- und Weißelbling, Müller Thurgau, Trollinger, Limberger, Schwarzriesling, Affentaler und Portugieser.

Jung und Alt bei der Weinlese

Aus einem alten Steuerbuch von 1703 konnte ich entnehmen, daß damals hier sehr vielö mehr Weinbau getrieben wurde. Damals waren Gewande, wie »Riethälde«, »Vogler«, »Kallenberg«, »Gutedel« und im »Plaun« noch mit Rebstöcken bepflanzt, was ja auch an den teilweise noch vorhandenen Mauern ersichtlich ist. Es ist nicht anzunehmen, daß der Weinbau hier noch eine wesentliche Steigerung erfährt, weil das für den Anbau von Frucht geeignete Gelände zur Pflanzung von Reben nicht mehr benützt werden darf. Obst wird weniger verkauft; meist sind es nur gewöhnliche Sorten (Mostobst).

Der Rieter Waldbestand setzt sich aus drei kleinen Waldungen zusammen (»Rieterhölzle«, »Doktorswald« und »Kräitenwäldle«).

Die Gemeindemarkung ist wie folgt verteilt:

Die Gemeindemarkung ist wie folgt verteilt:
Ackerland 180 ha
Wiesen 28 ha
Weinberge 20 ha (1845 noch 45 ha)
Wald 25 ha
nicht aufforstungsfähiges Land 7 ha
Geringe Schafweide 23 ha

Das Übrige entfällt auf Dorfetter und Wege.

 

Einige Flurnamen

a) nach dem Gelände
Sumpf, Steinbaisle, Löchle, Brunnen, Wintergeislingen (dort stand im Dreißigjährigen Krieg ein Dorf gleichen Namens)
b) Gewächsnamen
Forchenrain, Krautgarten, Gutedel
c) Tiernamen
Katzenloch, Vogler, Käuzle
d) Besitzernamen
Doktorswald, Doktorsgarten, Rieterhölzle
e) Ereignisnamen
Mörderäcker, Postmännle, Harnisch
 

Viehzucht

Die Viehzucht entspricht den Boden- und Wachstumsverhältnissen und ist deshalb nicht bedeutend. Die meisten Landwirte haben 3-4 Stück Großvieh. 1935 waren es im Ganzen an Haustieren:

Anzahl Haustiere
Rindvieh 212   (2 Farren) Höhenfleckvieh
Pferde 10
Schweine 98   (Schwäbisch-Hällisches)
Schafe 138   (Deutsche w. Landschafe)
Ziegen 15   (Deutsche Edelziegen)
Hasen 80
Enten 90
Gänse 10
Hühner 1200
Hunde 6   (Steuer 10 RM)
Bienen 15   Stöcke
Großvater und Enkel unterwegs mit ihrer Kuh Gretel

Milchproduktion: rund 550 Ltr. täglich. Davon werden 300 Lieter nach Pforzheim abgeliefert.

Die Gemeindejagd ist an einen hiesigen Bürger und zum Teil nach auswärts verpachtet (Pachtgeld 375,-- RM).

 

Beschäftigung

Mehrere Rieter finden Beschäftigung in der Sägmühle »Rietertal«, einige im Kalkwerk Riet. Einzelne Berufsarbeiter sind auswärts beschäftigt.

An Handwerkern hat Riet:
Einen Schmied, einen Elektr.-Mechaniker, einen Metzger, einen Bäcker und einen Müller.

Vor hundert Jahren gab es noch:
Küfer, Weber, Schneider, Maurer und Schuhmacher.

Das Bürgermeisteramt wird nebenamtlich versehen. Dem Bürgermeister zur Seite stehen die Gemeinderäte, der Gemeindepfleger (Kassenverwalter) und der Fronmeister. Unterbeamte: Der Amtsdiener, der hier gleichzeitig Feld- und Waldschütz ist.

Durch seine Abseitslage von der großen Verkehrsstraße ist Riet ein stilles Dorf geblieben. Trotzdem sind die Verkehrsverhältnisse gut (Postautolinie).

Die Rieter sind arbeitsame und muntere Menschen, die jedoch im Allgemeinen am großen Weltgeschehen auch heute noch wenig Anteil nehmen. Die harte Arbeit macht es, daß der Umgangston ein rauher aber herzlicher ist.

 

Bräuche

Die Dorfjugend versammelt sich oft unter der Dorflinde und singt Lieder. Volkstänze und Reigen sollen erst wieder durch BdM und H.J. zu neuem Leben erweckt werden.

Die Dorflinde als Kletterbaum für die Jugend

Von alten Bräuchen ist eigentlich nicht mehr viel übrig. Bei Hochzeiten schießen die jungen Burschen und bekommen nachher dafür einen Trunk.

Wird ein Verstorbener zu Grabe getragen, so werden unterwegs »Stationen« gemacht, d. h. man stellt den Sarg ab und der Gesangverein singt ein geistiges Lied.

Die Feuerwehr hält 6 mal im Jahr am Sonntagmorgen Übungen ab, und einer alten Sitte zufolge erhält am Kirchweihsonntag jeder Feuerwehrmann eine Mark. (Ein Turn- oder Sportverein besteht nicht.)

 

Der Volksmund

Alte Sagen und Märchen, die sich auf Riet beziehen, sind mir unbekannt. Im Volksmund nennt man die Rieter »Hühner«.

Sprichwörter und Redensarten, die in Riet geläufig sind:

Übertreibungen

Vergleiche

Andere Redensarten

Schlußwort

Ich glaube, mit dieser Stoffsammlung die Grundlage für örtliche Heimatkunde in Riet geschaffen zu haben:

Riet, den 2. September 1936

Willy König